Etappe 2: Kochi – Kannur (Kerala)

Die Rikscha zum Bahnhof hatten wir bereits am Abend vorher bestellt und obwohl uns der Fahrer zunächst leicht verwirrt (alternativ betrunken) erschien, steht er überpünktlich am nächsten Morgen vor dem Homestay. Auf der Fahrt nach Ernakulam würde er uns gerne noch seine Kirche und sein Haus zeigen, leider haben wir dafür aber nicht genug Zeit bis der Zug fährt.

Am Bahnhof Ernakulam South finden wir am Schalter heraus, dass wir am falschen Bahnhof sind, unser Zug fährt am Nordbahnhof. Leicht verwirrt und planlos stolpern wir wieder aus dem Gebäude heraus und stellen fest, dass unser Rikschafahrer auf uns gewartet hat, er war sich nicht sicher, ob alles gut gegangen ist. Jetzt sind wir tatsächlich ein wenig gerührt und beschämt, dass wir Anfangs nicht das Beste von ihm gedacht hatten.

Innerhalb kurzer Zeit hat er uns zum richtigen Bahnhof gebracht und möchte dafür noch nicht mal extra bezahlt werden. Wir entlohnen ihn trotzdem mit einem ordentlichen Trinkgeld, das hat er sich wirklich verdient!

Am Schalter können wir dann für unfassbar günstige 138 Rps (ca. 2 Euro) zwei Tickets für die 300km lange Strecke nach Kannur erstehen. Ein letztes Mal winken wir mit den Tickets in der Hand unserem Fahrer und machen uns auf zum Bahnsteig, um herauszufinden in welchen Wagen wir einsteigen müssen. Dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, von der freundlichen Damen am Informationsschalter erfahren wir nur, dass wir im Zug unsere Plätze zugewiesen bekommen, zumindest meinen wir das verstanden zu haben.

Der Zug kommt pünktlich und wir steigen in der Chair Class ohne AC zu. Nach ca. 1 Stunde Fahrt, in der uns die indischen Mitreisenden ständig leicht verwundert angeschaut haben, geben wir die Hoffnung auf jemanden, der uns einen Platz zuweist auf und setzen und einfach auf zwei freie Plätze. Eine gute Entscheidung, nur wenig später wird es voll im Zug und auf den Sitzbänken, die komfortabel Platz für 4 Personen nebeneinander bieten würden, sitzen mittlerweile 6 Leute plus ein Kind.

Wir hätten zwar eigentlich genügend Unterhaltung für die Fahrt in Form von Büchern und iPods dabei, aber eine Fahrt in der indischen Holzklasse ist viel zu faszinierend, um sich davon abzulenken, zumindest beim ersten Mal. Wir staunen über den blinden Losverkäufer, der es schafft durch die Waggons zu navigieren, ohne aus den ständig offenen Zugtüren zu fallen, lauschen der singenden Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Arm durch den Zug zieht, um zu betteln und versuchen uns an einem Gespräch mit unseren Mitreisenden, soweit es deren Englisch hergibt.

An jedem Bahnhof, an dem der Zug hält, stürmt eine Armada an Händlern heran, die teilweise durch den Zug eilend, meist allerdings durch die Fenster Essen und Getränke verkaufen. Am Anfang betrachten wir das Geschehen noch skeptisch, schliesslich aber siegt der Hunger und deuten auf eine der Verpackungen. Das enthaltene Essen entpuppt sich als Biryani mit Ei und ist sehr lecker!

Nach knappen 7 Stunden, die der Zug für die Strecke Ernakulam – Kannur benötigt verlassen wir völlig durchgeschwitzt und platt das Abteil.

Der Reiseführer empfiehlt das Hotel Costa Malabari ein wenig ausserhalb von Kannur und wir folgen dieser. Der Weg dorthin führt über Schotterpfade, die teilweise von der Steigung her nicht wirklich geeignet für eine Rikscha erscheinen, das hält unseren jungen Fahrer aber nicht ab. Wir sind auf jeden Fall froh, als wir heil um Hotel ankommen und nicht mit unserem Gefährt aus der Kurve gefallen sind.

Vor Ort werden wir auch gleich herzlich von Besitzer Kurian begrüßt, der gottseidank auch noch ein Zimmer für uns frei hat (wer auf Nummer sicher gehen will, kann über Expedia reservieren).

Nachdem das Hotel relativ weit ab vom Schuss ist, bucht man immer Vollpension inklusive aller Mahlzeiten. Das Essen wird gemeinsam mit allen anderen Gästen vor dem Haupthaus eingenommen, eine prima Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen auszutauschen! So erfahren wir dann auch, dass am nächsten Morgen in einem der Nachbarorte ein Theyyam (ein traditionelles hinduistisches Ritual, mehr dazu hier auf Wikipedia) stattfindet und beschliessen spontan mitzufahren. Aufbruch ist um 5 Uhr, also geht es rasch ab ins Bett.

Weiter zum Bericht über das Theyyam Ritual

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